Die Forschungsgemeinschaft Schnellerts e.V. wurde am 6. August 1976 im Hotel Schnellertshof in Brensbach-Stierbach auf Initiative  von Georg Dascher, Ober-Kainsbach, gegründet und ging aus der am 24. Juni 1975 ebenfalls von Georg Dascher ins Leben gerufenen Interessengemeinschaft Schnellerts, der IGS hervor.

Gründungsmitglieder:

Wolfram Becher, Hans-Werner Binder, Hans-Dieter Blumenschein, Heinz Bormuth, Harald Brüger, Edith Colmar, Georg Dascher, Norbert Fischer, Alfred Frank, Michael Herdes, Ude Herdes, Klaus-Peter Hölzer, Karl Hofferberth, Heinz Ihrig, Reinhard Ihrig, Wilhelm Ihrig, Adriane Kanerova, Ilse Krüger, Wolfgang Krüger, Alfred Lehmann, Mechthild Renkel, Dr. Peter W. Sattler, Henner Schneider, Trude Schneider, Brigitte Sehnert, Hartmut Sehnert, Wilhelm Spatz, Eberhard Thiel, Volker Thomasberger, Anneliese Vollbrecht, Dr. Georg Wagner.

Grußwort von Dietrich Fürst zu Erbach-Schönberg

Bogenstein aus Sandstein im Haalhof zu Ober-Kainsbach unterhalb vom Schnellerts mit der Jahreszahl 1582. Er soll von der Burg auf dem Schnellerts stammen. Ein baugleicher wurde bei den Ausgrabungen gefunden und liegt im Museum in Brensbach.

Das hätten sich vor etwa 700 Jahren die Eroberer des Schnellerts nicht träumen lassen: der Schnellerts wurde zwar zerstört, doch untergegangen ist er nie.
Nicht nur in Volkssagen, die sogar Eingang in die Literatur fanden, verewigt sich der Schnellerts: Durch eine Art frühes „Recycling“ überdauern noch heute Steine der Burg in den Gebäuden der Umgebung.

Auch im Bewusstsein der Bevölkerung war der Schnellerts nicht auszulöschen, ebenso erahnte die Grundherrschaft den Wert des sagenumwobenen Ortes: So wollte mein Ur-Urgroßvater Graf Gustav zu Erbach-Schönberg den Schnellerts „aus historischen Gründen“ nicht hergeben. Diesem widmeten sich die Aktivitäten des 1882 gegründeten Odenwald-Clubs, Sektion Schnellerts und die Ausgrabungen von Eduard Anthes. Und von höchst gegenständlichem Interesse an den sagenhaften „Schätzen“ zeugten nicht zuletzt die Raubgrabespuren, die 1971/72 dem Denkmalamt gemeldet wurden.

Wie sich der Schnellerts jedoch heute präsentiert, ist das alleinige Verdienst des Gründungsinitiators Georg Dascher und aller Mitglieder des Schnellertsvereins. Der Zusammenschluss von heimatkundlich interessierten Bürgern zur „Forschungsgemeinschaft Schnellerts e.V.“ am 6. August 1976 markiert einen Meilenstein in der Geschichte der Forschung um den Schnellerts. Seine Ziele, mit der „Burg“ verbundene historische Ereignisse zu erforschen und mit der Unterhaltung der Ruine einen Beitrag zur Pflege der Kultur und geschichtlichen Traditionen zu leisten, hat der Verein erfolgreich umgesetzt. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Genehmigung und Anerkennung der Grabungen des Schnellertsvereins durch das Landesdenkmalamt, wissenschaftliche Würdigung im Rahmen einer Magisterarbeit, Herausgabe eines eigenen Publikationsorgans, Archivierung, Restaurierung und Ausstellung der Funde, fachgerechter Erhalt und Ergänzung ausgegrabener Mauerreste sind nur summarisch aufgeführte Verdienste des Vereins, zu denen auch die Organisation des beliebten Schnellertsfestes im Sommer gehört.

Mit Eigeninitiative und persönlichem Einsatz in der Freizeit haben die Mitglieder des Vereins nicht nur einen Beitrag zur Erforschung des Schnellerts geleistet, sondern auch durch die Restaurierungsarbeiten einen attraktiven Ausflugspunkt mit „Geschichte zum Anfassen“ geschaffen. Fast könnte man meinen, es sei schon alles getan. Doch bei der Lektüre der Schnellertsberichte wird klar: noch viele geschichts- und heimatkundliche Themen harren der Erforschung. So wird denn vielleicht beim nächsten Jubiläum des Vereins vom sagenhaften köstlichen Wein gereicht, der sich in seiner eigenen Haut erhalten hat.

Protokoll der Gründungsversammlung der Forschungsgemeinschaft Schnellerts e. V.

Georg Dascher:

Am 6. August 1976 versammelten sich im Hotel „Schnellertshof“ in Brensbach-Stierbach die auf beiliegender Anwesenheitsliste verzeichneten 34 Personen, die in ihrer Mehrzahl der Interessengemeinschaft Schnellerts angehörten. Der Sprecher der Interessengemeinschaft Schnellerts, Herr Georg Dascher, Ober-Kainsbach, Talstraße 8, begrüßte die Versammlung und erläuterte die Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit der Überführung der Interessengemeinschaft Schnellerts in die nun zu gründende Forschungsgemeinschaft Schnellerts e.V.
Herr Georg Dascher bat nun Herrn Prof. Dr. Georg Wagner, Klein-Gerau, Schillerstraße 24, die Leitung der Gründungsversammlung zu übernehmen, was dieser akzeptierte. Herr Georg Wagner regte nunmehr an, einen Schriftführer zu bestellen und schlug Herrn Georg Dascher für dieses Amt vor. Er fragte die Anwesenden, ob sie mit der Bestellung durch Zuruf einverstanden seien, was allseits bejaht wurde. Alle Anwesenden waren mit der Bestellung von Herrn Dascher als Schriftführer einverstanden. Herr Dascher erklärte sich zur Übernahme des Amtes bereit. Sodann fragte Herr Wagner, ob die Anwesenden mit der Vereinsgründung einverstanden seien. Auch diese Frage wurde von den Versammlungsteilnehmern einstimmig bejaht. Herr Wagner legte nun einen von ihm vorbereiteten Satzungsentwurf vor, dessen einzelnen Bestimmungen eingehend diskutiert wurden. Nach gründlicher Beratung und Berücksichtigung zahlreicher Vorschläge erklärten sich die Versammlungsteilnehmer einstimmig mit der erarbeiteten Satzung einverstanden, worauf Herr Wagner die Gründung der Forschungsgemeinschaft Schnellerts e.V. für vollzogen erklärte. Herr Wagner gab nun bekannt, daß jetzt der Vorstand und die in der Satzung vorgesehenen Kassenprüfer zu wählen seien. Als Mitglieder des Wahlausschusses wurden die folgenden Versammlungsteilnehmer vorgeschlagen:
1. Herr Alfred Lehmann, 2. Herr Michael Herdes, 3. Herr Wolfgang Krüger.
Die Versammlung war mit den Vorschlägen einverstanden. Die Mitglieder des Wahlausschusses nahmen das Amt an und bestellten Herrn Alfred Lehmann zu ihrem Vorsitzenden. Mit allgemeiner Zustimmung der Versammlung wurden die sich anschließenden Wahlen durch Handzeichen durchgeführt. Sodann bat Herr Lehmann um Vorschläge für die Wahl der Vorstandsmitglieder, die in der folgenden Reihenfolge durchgeführt wurde.

  1. der 1. Vorsitzende,
  2. der 2. Vorsitzende,
  3. der Schriftführer,
  4. der Schatzmeister,
  5. der wissenschaftliche Sachbearbeiter,
  6. ein Beisitzer.

Es wurden gewählt:

  1. zum 1. Vorsitzenden: Herr Prof. Georg Wagner mit 26 Stimmen bei einer Gegenstimme und 1 Enthaltung
  2. zum 2. Vorsitzenden: Herr Heinz Ihrig mit 25 Stimmen bei 2 Gegenstimmen und einer Enthaltung
  3. zum Schriftführer: Herr Georg Dascher mit 27 Stimmen bei 1 Enthaltung
  4. zum Schatzmeister: Herr Karl Hofferberth mit 28 Stimmen
  5. zum wissenschaftlichen Sachbearbeiter: Herr N. Fischer mit 26 Stimmen bei 2 Enthaltungen
  6. zum Beisitzer: Herr Wolfram Becher mit 26 Stimmen bei 2 Enthaltungen

Bei allen Wahlgängen waren insgesamt 28 Personen wahlberechtigt. Für das Amt der Kassenprüfer wurden einstimmig gewählt:

  1. Frau Mechthild Renkel
  2. Herr Heinz Bormuth.

Sämtliche Gewählten erklärten sich zur Übernahme des jeweils übertragenen Amtes bereit. Herr Lehmann stellte nunmehr fest, dass die Mitglieder des Vorstandes und die Kassenprüfer ordnungsgemäß gewählt seien. Herr Wagner übernahm anschließend den Vorsitz. Er dankte allen Anwesenden im Namen des neuen Vorstandes für das entgegengebrachte Vertrauen und sprach ihnen seine Anerkennung für ihre kooperative und sachliche Mitarbeit bei der Errichtung der Satzung und der Gründung der Forschungsgemeinschaft Schnellerts e.V. aus. Nach einer angeregten Diskussion über die künftige Arbeit der Forschungsgemeinschaft schloss der 1. Vorsitzende die Versammlung.
Brensbach-Stierbach, den 6.8.1976
gez.: Dr. Georg Wagner,  1. Vorsitzender,   gez.: Georg Dascher,  Schriftführer

Oberstes Gebot: Sicherung der Mauerreste

Georg Dascher:

Schon die Genehmigung zur Freilegung der Reste des Bergfrieds der ehemaligen Burg auf dem Schnellerts war mit der Auflage verbunden, das Mauerwerk im Anschluß an die Freilegung fachgerecht sichern zu lassen. Die vom Landesamt für Denkmalspflege für die Ausführung der Sicherungsarbeiten empfohlene Betonbaugesellschaft Frankfurt (Main) legte der Interessengemeinschaft Schnellerts am 16.10.1975 ein entsprechendes Angebot vor, das der Forschungsgemeinschaft Schnellerts ein Jahr später als Grundlage für die Arbeitsvergabe diente. Der Verein musste sich verpflichten, den An- und Rücktransport des Bauwagens, der Baumaschinen und der sonstigen Baustelleneinrichtungen zwischen dem ausgebauten Wendeplatz unterhalb der Ruine und der Baustelle im Ruinengelände zu übernehmen und das benötigte Wasser frei Baustelle zu liefern.

Dank der Unterstützung zweier Landwirte aus Ober-Kainsbach und Stierbach und der Familie Ihrig vom Freizeithotel „Schnellertshof“ gab es bei den vom Verein übernommenen Verpflichtungen keine Probleme. Die Betonbaugesellschaft schickte zwei Hilfsarbeiter und einen Polier. Innerhalb einer Woche war das Mauerwerk des Turmstumpfes mit dem ihn von der Ostseite her umklammernden Ringmauerrest auftragsgemäß gesichert. Kosten lt. Rechnung vom 8.6.1977: 15.969,57 DM.

Das auf dem Bankkonto des Vereins bis dahin gebuchte Guthaben aus Spenden, öffentlichen Zuschüssen und Mitgliedsbeiträgen reichte längst nicht zur Begleichung der Forderung aus. Prof. Dr. Wagner, der 1. Vorsitzende des Vereins, hinterlegte seine Münzsammlung als Sicherheit für die unumgängliche Kreditaufnahme. Trotz Verschuldung wurde vom Verein beschlossen, auch die Reste der Toranlage der ehemaligen Burg freizulegen, das hier noch vorhandene Mauerwerk sparsam zu ergänzen und dauerhaft zu sichern. Um Kosten zu sparen, wurde vorgeschlagen, auch hier die Sicherung der Mauerreste in Eigenhilfe und unter Hinzuziehung einer Fachkraft, durchzuführen.

Für dieses Vorhaben war die Genehmigung des Landesamtes für Denkmalspflege unumgänglich. Der für die Ruine Schnellerts zuständige Landeskonservator Dr. Otto Müller, Steinbach, stimmte diesem Vorhaben zu, nachdem er sich von der Qualifikation des Altmaurers Adam Bohländer überzeugt hatte. Adam Bohländer, damals schon im Rentenalter, war seit seiner Lehrzeit mit dem Bruchsteinmauerwerk vertraut und bereit, die Arbeit auf dem Schnellerts gegen eine verhältnismäßig geringe Entschädigung zu übernehmen. Der damalige Grabungsleiter Norbert Fischer schrieb über ihn in seinen Grabungsbericht: „Maurer Adam Bohländer hat sich ganz in die mittelalterliche Bauweise hineingefühlt. Kein Hammerschlag beschädigt das Gesicht der Steine.“ Unter der Regie dieses hervorragenden Fachmanns nahm das noch vorhandene lose Mauerwerk im Bereich der ehemaligen Toranlage wieder Form und Gestalt an. Ein plötzlich auftretendes Herzleiden hielt ihn vom weiteren Einsatz auf dem Schnellerts ab. Die verantwortlichen und aktiven Mitglieder des Vereins hatten sich unter diesen Umständen bereits damit abgefunden, vorerst keine weiteren Sicherungsarbeiten im Ruinengelände einzuleiten, da erklärte Maurermeister Hans-Joachim Döring gegenüber dem Verfasser dieses Berichtes, wie er sich den Fortgang der Sicherungsarbeiten auf dem Schnellerts vorstelle. Nach den Kosten befragt, kam die überraschende Antwort, daß er sich unentgeltlich zur Verfügung stellen werde und der Verein nur die Materialkosten übernehmen müsse.

Das war im Sommer 1979. Damit war der Grundstein gelegt für weitere turbulente Jahre, die sich nahtlos an die vorausgegangenen anschlossen und bis in die neunziger Jahre hinein andauern sollten. Bei günstiger Witterung waren alljährlich zwei Arbeitsgruppen vom zeitigen Frühjahr bis in den Spätherbst hinein im Einsatz. Die eine räumte abschnittsweise den Mauerversturz beidseits der inneren Ringmauer, legte diese im Innenbereich jeweils bis zur Fundamentunterkante frei, beseitigte den Baum- und Gestrüppbewuchs auf dem breiten, das Schalmauerwerk überragenden Mauerkern und entfernte die Humusauflage mit dem Wurzelwerk, das tief in die Mauerfugen eingedrungen war. So vorbereitet, konnte die zweite Arbeitsgruppe mit der Sicherung des Mauerbestandes beginnen. Punkt 7:00 Uhr war Maurermeister Döring an den Einsatztagen mit seinem Betonmischer, Traßkalk und Traßzement auf der Baustelle. Mindestens drei „Handlanger“ waren notwendig, dem mit großer Dreieckskelle ausgerüsteten Maurermeister das erforderliche Material anzukarren.

Zehn Stunden währte ein solcher Einsatz, der nur von einer Viertelstunde Frühstückspause und einer halben Stunde Mittagspause unterbrochen war. Ergebnis: Dreiviertel der inneren Ringmauer wurden auf diese Weise gesichert, das restliche Viertel verblieb auf Anraten des Landesdenkmalsamtes im Urzustand.

Insgesamt wurden mehrere Tausend freiwillige Arbeitsstunden aufgewendet, um die Reste der ehemaligen Burg auf dem Schnellerts auf Dauer fachgerecht zu sichern und der Ruine ihr heutiges Erscheinungsbild zu geben. „Wertsteigerung“: Mindestens eine halbe Million DM, finanziert und geschaffen von einer „verschworenen“ Vereinsgemeinschaft.

… und samstags auf den Schnellerts

Wolfgang Krüger:
Georg Dascher hatte die FGS gegründet – nun wollte man das Geheimnis der Burgruine lüften. Jeden Samstag versammelte sich eine begeisterte Truppe von Helfern: Es waren Junge, es waren Ältere, die im Frühjahr, wenn die ersten Sonnenstrahlen den Platz getrocknet hatten, Hand anlegten und die erst im Herbst, wenn die ersten Nebel die Kuppe einhüllten, ihre Arbeitsgeräte aus der Hand legten. Mit Schaufeln wurde die oberste Erdschicht abgetragen, dann ging es mit Spachtel und Handbesen weiter. Zentimeter für Zentimeter grub man sich in die Tiefe, und ein extra konstruiertes Rüttelsieb sorgte dafür, daß kein noch so kleines Fundstück verlorenging.

Karl Hofferberth hatte einen besonderen Blick dafür. Bei spektakulären Funden strömten alle zusammen und bewunderten sie. Mit Feuereifer wurden dann die Meinungen der Erfahrenen diskutiert. Viele Wanderer legten auf dem Schnellerts eine Rast ein und lauschten den Erläuterungen der Ausgräber.

Wenn ein Regenschauer die Arbeiten unterbrach, flüchteten alle in den aufgestellten Bauwagen oder in die Schutzhütte.

Der Höhepunkt des Tages aber war die Kaffeepause am späten Nachmittag: dann setzten sich alle auf die hölzernen Bänke und streckten die krummen Rücken. Elsbeth Daschers selbstgebackener Kuchen und der duftende Kaffee aus der großen Thermoskanne entschädigten dann für die getane Arbeit. Der Nachwuchs der Mitglieder bekam ebenfalls seinen Anteil und so mancher müde Wanderer auch. Wenn ein Samstag zu Ende ging, schauten sich noch einmal alle die Fundstücke an: meistens hatte es sich gelohnt!

27. Dezember 2017 Barbara Dittmann